hörendenkenschreiben

Sonntag, 13. August 2006

neue CDs

Jetzt gibt es endlich mal wieder ein paar CD-Empfehlungen, lange Zeit war bei den Neuerscheinungen nicht wirklich Tolles dabei, aber nun habe ich einige Dinge zusammen (Details siehe in der Linkliste) Absolut empfehlenswert sind die Klaviertrios von Brahms mit dem Trio Wanderer, die den Spagat zwischen risikoreichem Temperament und intensiver Klanggestaltung bravourös bewältigen. Die neueste Veröffentlichung vom Rias-Kammerchor widmet sich den Chorwerken von Igor Strawinsky. Während "Les Noces" mir fast zu brav daher kommt, ist die Messe in eindrucksvoller meditativer Haltung sehr gelungen. Eine Entdeckung ist die Veröffentlichung der Sinfonien Nr. 6 und 10 des russischen Sinfonikers Nikolaj Miaskovskij. Während ich andere Sinfonien des Komponisten nicht so gehaltvoll finde, sind diese mitreißend komponiert, vor allem die einsätzige sechste hat großes dramatische Potenzial. In der Linkliste erhalten bleibt die 12. Sinfonie von Allan Pettersson, die meiner Ansicht nach beste Aufnahme von Petterssons Musik in den letzten Jahren überhaupt. Wer sich das 50minütige Werk für Chor und Orchester antut, sollte offen sein für eine angreifende Bekenntnismusik, für eine Ohrenwäsche der intensiven Art. Was Eric-Ericson-Chor und das Schwedische Rundfunksinfonieorchester in brillanter Aufnahmequalität (LIVE-Mitschnitt auch noch!) leisten, ist einzigartig.
Zum Schluss noch ein außergewöhnlicher Tipp: Im letzten Jahr spielte Hansjörg Albrecht in einem Konzert in Dresden einen Ausschnitt aus der Götterdämmerung in einer neuen Orgelbearbeitung. Bei Oehms ist nun diese Ring-Bearbeitung auf SACD erschienen. Hörenswert.

Mittwoch, 26. Juli 2006

mal sehen...

ob ich heute abend meine Meinung zu Anna Netrebko revidieren kann.

Gedanke beim Hören: wieso strahlt die ARD nicht jede Woche mal eine Oper aus und schickt stattdessen den Silbereisen geknebelt in den Keller? Ne "Elektra" nach der Tagesschau würde sogar den sonntäglichen Tatort verschmerzbar machen ;)

...mittlerweile im 2. Akt angekommen, stelle ich fest, dass es bis jetzt eine runde Sache ist, die Inszenierung von Claus Guth ist zwar karg, befreit das Werk aber von unnötiger Dekoration und operettenhaftem Gehabe auf der Bühne. Harnoncourts Ouvertüre fand ich allerdings etwas blass. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Männer viel natürlicher spielen und singen als die Damen, die hier einen auf "großen Abend" machen. Bei Netrebko hab ich bisher lediglich ein Timbre-Problem, aber das ist wohl nicht rauszukriegen. Manche Sängerinnen mag man eben, manche nicht.

Freitag, 21. Juli 2006

Pet Shop Boys, Panzerkreuzer, Plattenbau = tolles Konzert




(Anklicken vergrößert)

Das war ein Ereignis, gemeinsam mit den Pet Shop Boys spielten die Dresdner Sinfoniker ihre neu komponierte Filmmusik zu Sergej Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin, und zwar aus den Balkons des 240m langen Zwölfgeschossers an der Prager Strasse heraus, der selbst wie ein riesiges Schiff anmutet. Zwar sprach ich auch mit Leuten, die es "langweilig" fanden, aber man durfte auch kein reines Popkonzert erwarten, es war Filmmusik. Überdies fand ich die optische Gestaltung sehr genial. Und zum Stadtjubiläum passte diese Aufführung auch, schließlich sind Eisensteins Filme im Osten sehr bekannt, der Plattenbau selbst ist ein Architekturdenkmal einer komplett durchgestylten "DDR-Prachtstraße" und Musik und Film verbanden sich zu einem einheitlichen Ganzen. Zeitgenössische Kunst mit leichtem Zugang und verblüffender Atmosphäre, massentauglich, aber nicht ohne Anspruch. Das hat Spaß gemacht.

Sonntag, 16. Juli 2006

Eröffnungskonzert Schleswig-Holstein-Musikfestival

Das verfolge ich gerade auf 3sat. Und so belanglos und oberflächlich pointiert, wie Christian Zacharias mit dem Schumann-Konzert umgeht, könnte einem die Lust auf Klassik am Sonntagabend schon wieder vergehen. Ich möchte am liebsten die ganze Zeit "Halt!" rufen, das ist so, als wenn man nen Ausflug macht und mit 180 (und obendrein mit nem gesichtslosen Kleinwagen) an jedem Kleinod der Natur vorbeibraust. Schade.

Dienstag, 13. Juni 2006

Mir fehlen die Worte.

Johann König soeben in einer WM-Comedy-Show ("Nachgetreten") im ZDF: "Die (deutschen Spieler) sollen doch ihre freien Tage im Osten der Republik verbringen, da lernen sie laufen", und: "Odonkor nach dem Moorbad ungewaschen durch Hoyerswerda rennen lassen, da wird er schneller" - kein Applaus für den Gag, stattdessen Schweigen im Studiopublikum, wo mehrere Ausländer sitzen. Die Moderatorin windet sich mit einem Kommentar zur "klasse Stimmung" aus der Peinlichkeit heraus. König, mach deine Bühnenprogramme meinetwegen hinter verschlossenen Türen, aber solche Unverschämtheiten über den Äther live zu verbreiten, sollte dir zumindest eine fette Rüge einhandeln. Irgendwo, am Rande von Gürtellinie und mit Blick auf Sensibilität und Würde, hat Satire und Comedy auch mal ein Ende.

Sonntag, 11. Juni 2006

Walküre

nein, noch nicht die Rezension. Aber eins geht mir nicht in den Kopf: ich finde ebensoviele Gründe, Wagner von der Bühne zu verbannen und ihn nicht zu mögen, wie ich ihn gleichzeitig (!) genial und fantastisch finde. Ich kenne keinen weiteren Komponisten, bei dem ich ein so gespaltenes Verhältnis konsequent und ohne Aussicht auf (Er-)Lösung durchhalte. Und nach der Aufführung bleiben einem nur Konjunktive... (was wäre... / ach hätte doch... / könnte man nicht...)

Freitag, 9. Juni 2006

Lieber Herr Lang Lang,

was Sie da am 6.6. im Olympiastadion in München beim Konzert "3 Orchester" zeigten und ich gerade in der Aufzeichnung der ARD verfolge, hat so gar nichts mit dem kultivierten Spiel zu tun, an welches ich mich bei dem Gastspiel in der Semperoper im letzten Jahr (Chopin-Konzert) erinnere. Leider hat es auch mit Liszt nichts zu tun. Die Frisur sitzt, die Noten kommen allerdings wie rückwärts aus einem Müllschlucker geschleudert, gestaltet ist da nichts. Was soll diese Sensationsheischerei, die nur noch musikalische Trümmer hinterläßt? Das haben Sie doch nicht nötig? Auch die Rhapsody in Blue scheint eher Pianisten zu "irgendwas" zu animieren, was irgendwie groovig ist. Der Notentext spielt bei Ihnen wohl keine Rolle mehr (Über Gershwins kompositorische Genauigkeit mag man sich an anderer Stelle streiten). Sobald es kompliziert wird, werfen Sie, verehrter Pianist, linke und rechte Hand in eine alles zermalmende Salatschleuder und den Rhythmus darf die Putzfrau hinterher zusammenkehren.
Was für eine Enttäuschung.

Sonntag, 4. Juni 2006

achja...

und diesen Satz aus dem eben (s. vorherigen Eintrag) zitierten Artikel lassen wir uns nochmal gesondert auf der Zunge zergehen:

"Der Theaterbetrieb befindet sich gegenwärtig in einer Gefahrenzone, aus der er nur mit einem wieder verstärkten finanziellen Bekenntnis der Stadt zum Ensemble- und Repertoiretheater herausgefahren werden kann."

In diesem Satz liegt das Dilemma deutscher Theaterpolitik, für welche Heilbronn offenbar bestens als Beispiel herhalten kann. Es ist zum Heulen. "Finanzielle Bekenntnisse" haben seitens der Politik für THEATER generell zu erfolgen, und nicht für bestimmte Sparten oder "erfolgversprechende" Methoden. VOLKS-Theater ist kein STADTRATS-Theater.

Freitag, 2. Juni 2006

Radiofrei bis 9.7.

Diese Pfeiferei geht mir auf den Geist. Ich sollte bis 9. Juli kein Radio mehr hören. Auch wegen dieser Schreierei. Aber da bin ich ja nicht der erste, den das stört. Ich Bastard.

Mittwoch, 31. Mai 2006

Konzert zum Mitnehmen

bei hith finde ich heute einen Eintrag über eine seit Oktober 2005 bestehende Einrichtung des Gürzenich-Orchesters in Köln. Unter dem Titel GO live kann man nach dem Konzert eine CD des eben gehörten Konzertes mit nach Hause nehmen, neuerdings sind die Konzerte auch im Internet über itunes käuflich verfügbar. Ich bin da gespaltener Ansicht. Auf der einen Seite meine ich, das Konzerterlebnis wird niemals von einer CD ersetzt werden können. Andererseits sprechen zwei Gründe für diese Einrichtung: wenn ich in dem betreffenden Konzert wäre, gäbe es sicher den Wunsch, ein Werk des Abends noch einmal zu hören, insbesondere bei zeitgenössischer Musik. Und natürlich ist das zukünftig auch eine Möglichkeit, sich über stattgefundene Konzerte im Lande nicht nur lesend, sondern nun auch nach-hörend zu informieren. Das darf nur keine Schule machen, sonst heißt es irgendwann, wenn ich n Freund in Dresden treffe: "Na, hast Du gestern die Münchner Philharmoniker gehört?" - "Nein, ich hab mir erstmal das letzte Sinfoniekonzert der Hamburger runtergeladen" - und irgendwann bleibt dann das Radio aus und der Konzertsaal leer, weil eh alles "downloadable" ist? Gruselige Vorstellung...

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