Unglaublich, wie groß gerade die Tempovarianz und Interpretationsbreite bei Barocksätzen ist. Man meint ja, "seinen" Bach zu kennen, hört dann eine
historische Aufnahme des Violinkonzertes von Bach und plötzlich ist das Temporädchen wieder an den Anfang gedreht. Und es klingt trotzdem, o Wunder. Die Erfahrung: keine Musikeindrücke sind jemals festgefügt für die Ewigkeit, obwohl gerade die Erinnerung der "ersten Aufnahme" oder des "ersten Konzertes" einem oft einen Streich spielt - so komme ich wohl zeitlebens nie von "meinen" Kubelik-Aufnahmen der Mahlersinfonien los, die ich mit 15 rauf und runter gehört habe. Aber ab und zu lohnt sich das Innehalten: o, das ist ja das halbe Tempo. Gewinnt nicht dadurch die Musik? Oder schütteln wir doch mal wieder den Kopf und drücken auf die Turbo-Barock-Taste?