Donnerstag, 9. Mai 2013

You really live in Dresden...

Ich bin ja (noch) kein großer Freund von tumblr-Blogs (wer mich überzeugen mag, nur her damit - aber was ist das anderes als eine Link- und Bildschleuder?), aber diese beiden Dresden-Seiten sind doch sehr witzig gemacht. Frage mich woher man die passenden gifs bekommt?

* When you live in Dresden
* When you really live in Dresden

Überraschende "Vollendung"

Chorus 116 musiziert Mozart und Pärt im Palais

Da staunt man: Rappelvoll war das Palais im Großen Garten am Sonnabend, als der "Chorus 116" zu einem großen Konzert rief. Zwar ist der ehemalige Kreuzschulchor nach der Wiedergründung 2006 noch recht jung, doch der Enthusiasmus des nunmehr auf etwa 70 Sänger angewachsenen Ensembles, das nach dem Tod seines Leiters Christian Hauschild 2010 von Milko Kersten übernommen wurde, ist ungebrochen und spiegelt sich in chorsinfonischen Konzerten wider, bei denen die Freude am gemeinsamen Musikmachen im Vordergrund steht.

Der Anspruch ist dabei hoch: die Entscheidung für die Aufführung der c-Moll-Messe von Wolfgang Amadeus Mozart geht einher mit besonderen Anforderungen an Solisten und Chor. So kurz und überdies unvollendet sich die Messe darstellt, so rätselhaft und an gewissen Stellen revolutionär gibt sie sich musikalisch. Kersten wählte daher eine sinnfällige Deutung des Werkes aus heutiger Sicht und stellte der Messe ein Präludium (Mozarts frühes Divertimento F-Dur) und eine unkonventionelle, aber musikalisch überraschend passende "Vollendung" mit Werken von Arvo Pärt zur Seite.

Das Philharmonische Kammerorchester war Partner des Chorus 116 und sorgte zunächst für die Eleganz des Mozartschen Klanges, wobei ein packenderer Zugriff im Presto möglich gewesen wäre; allerdings hatten die tieferen Register im Saal auch etwas mit der Intonation zu kämpfen. Die Messe selbst gelang zum großen Erfolg für den Chorus 116 - vielfältige Aufgaben der genauen Themeninterpretation etwa im Kyrie bis zur harmonisch transparent geführten 8-Stimmigkeit im Quoniam erledigte der Chor unter dem mitreißenden Dirigat von Milko Kersten nicht nur aufmerksam, sondern auch mit stetem Willem zur emotionalen Darstellung, die in den Mess-Sätzen unabdingbar ist.

Schön kamen daher die Tempo-Kontraste heraus, frisch wirkte das Gloria, sehr gut kam der Chor auch mit der schwierigen syllabischen Textur des Credo zurecht. Kersten setzte auf eine historisch informierte Darstellung, ohne Chor und Orchester zu überfordern. Somit blieb etwa in der das Gloria abschließenden Fuge die federnde Leichtigkeit der Musik erhalten. Dass manch harmonische Klippe im Chor nicht ganz auf den Punkt gebracht war und die Frauenstimmen im Raum zu sehr dominierten, war verschmerzbar angesichts der großen Gesamtleistung. Das Solistenquartett mit Marie Friederike Schöder, Ewa Zeuner, Peter Diebschlag und Matthias Weichert war weitgehend gut aufgelegt, wenngleich manchmal die natürliche Wärme der Musik zugunsten zu offensichtlicher Bemühung etwas zurücktrat.

Nach dem zuversichtlichen "Hosanna" im munteren Tempo war der Bruch frappierend: Ein von Arvo Pärt in Klaviertrio-Besetzung zerrbildähnliches Mozart-Gebilde wirkte wie ein ernster Schatten, der das Nachhören ermöglichte, bevor das "Agnus Dei" aus Pärts "Berliner Messe" das Konzert beendete. Die Nähe zu Mozart offenbarte sich im klar ausgestellten Tonsatz ohne jegliche überflüssige Ornamentik - diese lapidare, von zarter Schönheit geprägte Klangwelt konnte der Chorus 116 erneut sehr gut darstellen und formte bei den Zuhörern so ein eindrückliches Konzerterlebnis.

Starker Applaus für viel Gefühl

Portrait Peteris Vasks im "Dresdner Abend" der Philharmonie im Hygienemuseum

Die "Dresdner Abende" der Philharmonie im Hygienemuseum machen das Publikum nicht nur mit der Musik heimischer Tonkünstler von gestern und heute bekannt. Auch Werke, die den Musikern besonders am Herzen liegen, erreichen dieses Podium. Dass Konzertmeister Wolfgang Hentrich, der dramaturgisch die Dresdner Abende mitgestaltet, dem lettischen Komponisten Peteris Vasks besonders verbunden ist, wissen die Dresdner spätestens seit seiner Interpretation des Violinkonzertes "Fernes Licht" 2010. Nun widmete Hentrich dem Komponisten einen ganzen Abend - die Werkauswahl des Porträts war vom Saal des Hygienemuseums und den Ensemblemöglichkeiten bestimmt. Doch gerade für Kammerensembles hat Vasks viele Werke verfasst; Spannung versprach ferner die Einbeziehung eines gemischten Chores in zwei Stücken.

Ganz voll war der Saal nicht, doch viele Zuhörer interessierten sich für die Musik von Peteris Vasks, dessen Musik Hentrich zu Beginn als zugänglich charakterisierte: Vasks ist auch nur dann als zeitgenössischer Komponist zu werten, wenn man damit ausschließlich die zeitliche Komponente heutigen Entstehens der Werke meint - neu ist an diesen Werken gar nichts. Darin lag auch die Hauptschwierigkeit in der Erfassung dieses Konzertabends. Wenn Hentrich und Vasks benennen, dass in dieser Musik Gefühl, Natur, Mensch und Liebe die Hauptrolle spielen, so ist doch schwer vermittelbar, dass permanent ausgerollte Moll-Skalen mit stark begrenztem, oft ziellos wiederholten Ton- und Formvorrat dieses enorme Themenspektrum aus heutiger, künstlerischer Sicht abdecken sollen. Vasks macht es sich sehr einfach, bekennt sich dazu und das ist möglicherweise - das zeigte auch die Begeisterung im Publikum - für viele schon als Musikerlebnis ausreichend.

Absurd wird es hingegen, wenn Vasks seinen estnischen Kollegen Arvo Pärt in "Viatore" für Streichorchester wortwörtlich zitiert und damit die Austauschbarkeit der Skalenschnipsel offenbar wird - so reduziert sich alle Musik auf einen, letztlich von unserem temperierten System und unseren Gefälligkeiten bestimmten, Gefühlskanon, der so oder anders schon hunderte Male unsere Musikgeschichte durchwehte und den Stempel der Oberflächlichkeit erst recht nicht los wird, wenn der Komponist selbst behauptet, der Intellekt trete erst später hinzu. Dann aber ist weiterhin unverständlich, dass die Formen der Stücke vielfach in uralten Rondo- oder ABA-Formen feststecken. Im "Cantabile" für Streichorchester funktioniert das noch als fein verwobene Miniatur.

"Plainscapes" für Chor, Violine (Wolfgang Hentrich) und Cello (Ulf Prelle) kann als Pastellzeichnung einer weit ausladenden Landschaft begriffen werden - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dass sich mehrfach um seine eigene Achse drehende Stück bindet am Ende naturalistisch Vogelstimmen im Chor ein, während die beiden Streicher über den Vokalisen illustrative Ornamentik entfalten. Nur einmal blitzt intensive Klangrede und Kreativität auf: in "Bass Trip" für Kontrabass Solo ist es Benedikt Hübners Verdienst, die virtuose Tour de Force für das große Instrument in ein tolles Hörerlebnis verwandelt zu haben. Warum es in der "Musica Appassionata" für Streichorchester nach einem interessanten energetischen Aufschwingen am Ende des bereits bekannten melancholischen Epilogs bedarf oder das "Dona Nobis Pacem" (erneut überzeugte hier der Philharmonische Chor unter Leitung von Gunter Berger mit schöner Linienführung und dem Werk angepasster dynamischer Gestaltung) uns wiederum die Verschränkungen einer einzigen Molltonleiter offenlegt.

Diese Antworten bleiben dem Hörer verborgen, der sich eben nicht nur auf das Gefühl verläßt, mehr von der Musik verlangt, als Intervalle auf ihren Gefühlsgehalt zu reduzieren. Sehr überzeugend war hingegen mitzuerleben, mit welcher Intensität und Aufmerksamkeit sich das Philharmonische Kammerorchester all diesen Werken hingab, so dass sich am Ende der anwesende Komponist höchst zufrieden für die Aufführungen bedankte und auch vom Publikum mit starkem Applaus bedacht wurde.

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