Sonntag, 29. Januar 2012

Endhaltestellenwanderungen Teil VIII: Niedersedlitz

Wer mitgezählt hat, dürfte verwundert sein: eigentlich ist Weinböhla nun dran, aber für eine solche Weltreise musste ich einen anderen Termin reservieren, und so zogen wir die Endhaltestelle der Linie 6 vor, nämlich Niedersedlitz. Wieso es eigentlich in Dresden keine Linie 5 (mehr) gibt, ist im Stadtwiki Dresden sehr gut nachzulesen. Möglich aber, dass im Zuge der Linienerweiterungen die "5" auch wieder durch die Stadt bimmelt, allerdings wohl nicht mit den alten Wagen...

Niedersedlitz also. Ein Stadtteil, der vor allem durch seine Industriegeschichte interessant ist und daher auch eine eher durchbrochene Bebauung hat; im Norden begrenzt von der Pirnaer Landstraße, im Süden durch die B172, dazwischen Vorortwohnviertel, Industriegelände und einige Freiflächen, dazu der Lockwitzbach, der sich neben der Bahnhofstraße an diesem Wochenende ziemlich reißend ausnimmt.

Diesmal sind wir übrigens mit einem Wunderwerk von Straßenbahn angekommen: die "10" (die ausnahmsweise hier aufgrund einiger Umleitungen endete) war geschmückt von einer Werbung der Semperoper, die ich sehr gelungen finde.
Vom Bahnhof aus geht es ein kleines Stück Richtung Kleinzschachwitz, linker Hand sieht man noch ein kleineres Plattenbauviertel, rechts biegen wir in die Bosewitzer Straße ein, sonntags ist es wohl eher ruhig hier, aber entlang der Bahnlinie liegen viele Industriebetriebe bis hin zum Heizwerk am Ende der Straße.

Dort endet das Viertel auch, wir spazieren über die Wiesen hinauf zur Pirnaer Landstr. - wir landen in Sporbitz, einem zu Leuben gehörigen kleinen Dörfchen, das uns allerdings etwas trist vorkommt:

Hier feiern?

Wir biegen wieder nach Süden ab und gelangen in die Grenzregion zwischen Heidenau und Dresden, um den Haltepunkt Zschachwitz der S-Bahn gibt es ein kleines Gewerbegebiet, weiter südlich ist man schon in Heidenauer Gemarkung. Wir spazieren unterhalb der Bahnlinie nun nach rechts auf einen alten Bahndamm.

Allerdings wird dieser kaum zur alten Lockwitztalbahn gehören, also wohl eher eine Industriebahn. An der Heidenauer Straße liegen denn auch einige Brachen, die Architektur sieht nach Vorkriegsindustrie aus und nicht unspannend.

Wir gelangen wir wieder nach Niedersedlitz und machen noch einen Abstecher Richtung Rathaus. Dort sollte uns eigentlich ein Kaffee im Café Bierbaum winken, aber die Zeit drängt, die Bahn fährt und die Schlange reicht bis zur Tür. Also beim nächsten Mal...

Traum XL + XLI

XL: Ich bin auf eine Radtour und nähere mich einer riesigen Kreuzung, der Radweg führt auf einer Rampe in eine Unterführung, dort aber muss man die Räder in die Hand nehmen und drei Etagen nach unten Treppen steigen. Die Untergeschosse sind voller Ungeziefer und schließlich im dritten Untergeschoss springen mich irgendwelche Phantasieviecher, Krebse oder Skorpione an...

XLI, zweigeteilt: a) ich bin auf der Autobahn unterwegs und habe eine Panne, das Auto fährt neben der Autobahn noch auf eine Art Plateau, von wo aus man die ganze Landschaft unter sich hat. Ich stelle fest, dass ich in einer Art Nationalpark bin, allerdings warnen umstehende mich: Giraffen und Kängurus scheinen hier monsterartig zu agieren, jagen andere Tiere und schleudern sie meterweit durch die Luft.
b) ich bin in meiner alten Wohnung in P., nach hinten raus diesmal mit einem großen Wintergarten, in dem ich mich ausruhe. Als ich zurück in die Wohnung will, spricht mich ein Nachbar drohend an, vormittags sei Ruhe, er brauche absolute Ruhe. Ich ohrfeige ihn linksseitig.

Energetisches Zentrum

"elole"-Klaviertrio spielte im SGNM-Konzert im Kulturrathaus

Gleich zu Beginn des neuen Jahres machen zwei in Dresden sehr umtriebige Institutionen innerhalb der zeitgenössischen Musik auf sich aufmerksam und verbanden sich gleich in klingender Weise: als Veranstalter sorgt sich die "Sächsische Gesellschaft für Neue Musik" besonders um die aktuelle Musik lebender Komponisten, gleiches hat sich das Klaviertrio "elole" auf die Fahnen geschrieben. So war das Konzert am Sonntagabend im Kulturrathaus recht gut besucht, zieht man die Tatsache in Betracht, dass kein gespieltes Werk älter als vierzig Jahre war.

Uta-Maria Lempert (Violine), Matthias Lorenz (Cello) und Stefan Eder (Klavier) gruppierten diesmal zwei Dresdner Komponisten um gleich zwei Werke der in Bonn lebenden Komponistin Charlotte Seither. So ergab sich eine Dramaturgie, die ein energetisches Zentrum aufwies und möglicherweise Prolog und Epilog dazugesellte. Diese These war auch gar nicht so abwegig, verglich man etwa die musikalischen Handschriften: Manfred Weiss' 2. Klaviertrio aus dem Jahr 1973 fusst auf dem Boden der Tradition. Mit klar erkennbaren Formen und Strukturen zu arbeiten, ist ein Markenzeichen des 1935 geborenen Komponisten - spannend waren in den beiden Sätzen die jeweiligen Sprengungen des Materials hin zu einer starken Emotionalität zu beobachten. Auf der anderen Seite, am Ende des Konzertes, erklang "al-gabr - Pfade und Wesen", ein Klaviertrio der 1973 geborenen Thuon Burtevitz, erst im letzten Jahr von "elole" uraufgeführt.

Hier hat derjenige Mühe zu folgen, der in den Repetitionen und Überlagerungen scheinbar nichtiger Gestalten Traditionelles entdecken will. Burtevitz erfand eine sehr eigene Musiksprache: ähnlich einer Ballwurfmaschine auf dem Tennisplatz wurden die Töne herausgeschleudert, standen zunächst beziehungslos als Ereignisse neben- und übereinander, wurden dann zu streng geformter Gestalt zueinander gesetzt, zusätzlich waren die Instrumente durch Verstimmung und Verfremdung in eine Art Schräglage versetzt. Ein einziger stehender Akkord ließ das Stück nach mehreren Sätzen regelrecht wegbrechen, statt zu beenden.

Charlotte Seithers Beiträge zur Gattung Klaviertrio standen da mit Recht genau in der Mitte, waren sie doch packende Beispiele für einen kritischen Umgang mit dem Genre, den Instrumenten, dem gefundenen Tonmaterial - sie verleugnen aber auch nie die Basis im langen Zeitband der Musikgeschichte. Sowohl in "Champlève" als auch in "Equal ways of difference", das elole zu seinem 10jährigen Jubiläum im Oktober 2011 uraufführte, überraschte eine sich im Verlauf der Stücke offenbarende Ordnung, die in einem ebenfalls in beiden Stücken zu findenden, sanften Abgesang reflektiert erschien. Was "elole" da in diesen vier Stücken für Klangwelten entblätterte, war in der Zusammenstellung wie in der Interpretation sehr überzeugend und wieder einmal ein guter Beweis, wie die intensive Aufmerksamkeit für die gegenwärtig entstehende Kunst ein packendes Konzerterlebnis erzeugen kann - dafür dankte auch das Publikum mit starkem Applaus.

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