Freitag, 14. Juni 2013

Ach, Ringlein...

Meine Espressokanne ist kaputt. Mal wieder der kleine Dichtungsring der nach geschätzt 300000 Tassen seine Arbeit verweigert (wohl nicht ganz dicht, der Kleine). Also kaufe ich einen Dichtungsring. Und der Blogeintrag wäre zu Ende.
Hier aber fing das Abenteuer an. Ich schicke voraus, dass ich natürlich den Dichtungsring bei einschlägigen Internetanbietern hätte bestellen können, was ich aber für einen 50ct-Artikel doof finde. Und Karstadt, wo ich weiß, dass es den Dichtungsring auch gibt, war mir zu konzernig. Also den Einzelhandel in der Neustadt beglücken mit meinem Anliegen.

Der Laden, wo ich bisher immer meinen Dichtungsring kaufte und wo ich mich auch hervorragend beraten fühlte ("hamwa" oder "hamwagradnichda") hat leider dicht gemacht. Im Fenster ein Schild...bla, bieten wir unsere Waren auch dort und dort mit an. Also zu Laden 2, der sich auf der Bautzner Str. befindet. Dessen möglicherweise baustellenbedingt komische Öffnungszeiten ("Di bis Do 13.52 bis 14.21, sowie jeweils kurz vor Sonnenuntergang außer an katholisch-orthodoxen Feiertagen unterhalb der Woche mit "y" als drittem Buchstaben") ließen mich nur kurz verharren, denn in der Nähe meiner Wohnung gab es noch Laden 3, der mit Kaffee- und Teespezialitäten aufwartet. Und: er hatte offen. Wollte aber für selbigen Dichtungsring 3 ("drei", kein Tippfehler) Euro bekommen. Bekam er nicht.

Der Tag neigte sich (die Sonnenuntergangsöffnungszeit in Laden 2 war bestimmt auch schon verstrichen), da fiel mir Laden 4 im Hechtviertel ein, ein schöner Kaffeemaschinenladen, den ich nur von einer Homepage kannte. Also schnell losgeradelt. Ich hätte mir die Hausnummer merken sollen, ich bog zu spät in die Straße ein und sah natürlich den Wald vor lauter Bäumen nicht. Schließlich landete ich doch vor der Auslage des Ladens und betrachtete in Ermangelung eines Entrées ("9-18 Uhr" - es war 19.57, was erwarte ich auch...) die schönen Espressokannen im Fenster, deren Dichtungsringe in diesem Laden vermutlich auf Watte in kleinen Schubkästchen gebettet werden

In mir reifte der Plan, den ich am folgenden Tag auch knallhart umsetzte. Ich schaffte es glatt, innerhalb der eng bemessenen Öffnungszeit von Laden 4 dort zu erscheinen, betrat den Laden, saugte den Duft von eben erst verdampftem und verputztem Espresso ein und wurde (der Dichtungsring war bereits mein Winkelement in der EIngangstür) freundlichst empfangen. Und wirklich: die Verkäuferin holte ein Kästchen mit vielen kleinen Schubladen, prüfte mit Kennerblick Umfang und Beschaffenheit meines Trümmerrings und verkaufte mir für 1€ einen neuen Dichtungsring.

Ende. ... ... Nicht. Denn natürlich ist es eine hohe Kunst, anhand eines ausgefransten Gummitorsos die ursprüngliche Größe exakt auf den Millimeter zu bestimmen. Es kam was kommen musste. Ich nutzte den Anlass, um die Espressokanne komplett zu reinigen, stellte Kaffee und Milch bereit, setzte die Teile der Kanne zusammen und legte den neuen Dichtungsring an seinen dafür vorgesehenen Platz. Er war zu klein. Was mich nicht entmutigte. Dichtungsringplatzierungserfahren wie ich bin kenne ich alle Tricks und hielt den Ring unter warmes Wasser um größtmögliche gummiale Ausdehnung zu erhalten. Das Ergebnis beim nächsten Einlegevorgang war frappierend, um es frei nach Eichendorff auszudrücken: Mein Ringlein sprang entzwei.

Wohl gelang es mir, noch einen obligaten Kaffee zu bereiten, allein die Blubberbläschen, die durch die scharfkantige Lücke des mich schmählich im Stich lassenden Ringes zwischen Ober- und Unterkanne in meine Richtung geschleudert wurden, verdrossen mich. Ein neuerlicher Besuch im Eldorado der Dichtungsringe wird anstehen.

(Fortsetzung folgt)

Finale: Im neuen Lieblingskaffeeladen habe ich nunmehr den Ringetausch vorgenommen. Und ohne eine Tüte duftenden Aromaticos konnte ich natürlich auch nicht gehen. Und jetzt gibts erstmal Kaffee :) - danke an essebielle.

Gefällige Klänge vom neuen Ensemble

"Dresdner Kammerorchester" debütiert in der Kreuzkirche

Seit dem Wochenende gibt es ein neues Orchester in Dresden: das "Dresdner Kammerorchester" stellte sich am Sonntagnachmittag mit Werken von Carulli, Giuliani und Grieg dem Publikum vor - rund 200 Interessierte fanden den Weg in die Kreuzkirche. Dresden ist mit solchen Ensembles reich ausgestattet, es gibt Kammermusiken der beiden Orchester, die Sinfonietta und zahlreiche Laienensembles, die die Musikszene bereichern. Ein wirklicher Bedarf dafür besteht also nicht, es sei denn man profiliert sich mit besonderem Repertoire oder kreativen Ideen der Darbietung genau in einer Lücke des Konzertgeschehens.

Das war beim ersten Konzert des Ensembles, das sich aus Musikern verschiedener Dresdner Orchester und Hochschulabsolventen zusammensetzt, nicht unbedingt der Fall. Gefällige Klassik in einer sehr kleinen Streicherbesetzung mag zwar Entspannung verheißen, aber mehr war bei der bekannten "Holberg-Suite" von Edvard Grieg in der mindestmöglichen Streicherbesetzung und mit recht gemäßigten Tempi versehen auch nicht drin. Spiritus Rector ist der Dirigent Wolfgang Rögner, ehemaliger GMD am Theater Erfurt und hernach Leiter am Sorbischen National_Ensemble Bautzen. Er sorgte mit den nur 14 Musikern für eine weitgehend ordentliche, mit klarer Zeichengebung strukturierte Interpretation der Stücke, wenngleich der niedrige Anspruch der Werke kaum eine Bewertung zuläßt.

Die Hauptlast der musikalischen Arbeit lag ohnehin beim Solisten Aniello Desiderio. Der italienische Gitarrist widmete sich gleich zwei Solokonzerten für sein Instrument und stellte mit Werken von Ferdinando Carulli und Mauro Giuliani die Blütezeit der Gitarre in der italienischen Klassik und Frühromantik heraus. Im großen Raum der Kreuzkirche wurde die Gitarre adäquat verstärkt und Desiderio konnte in beiden Stücken - die, dem Geschmack der Zeit verpflichtet, das Orchester zur Bedeutungslosigkeit verdammen - sowohl mit kantablem Spiel als auch souverän beherrschter Technik überzeugen. Dafür erntete er großen Applaus und bedankte sich nach dem Giuliani-Konzert auch mit einer sehr empfunden vorgetragenen Zugabe.

Ein wirklicher Höhepunkt, mit dem vor allem das Orchester hätte glänzen können, fehlte allerdings - zu gleichmäßig war der Schritt der Programmfolge und auch die Moderation (Kristina Nerad) wirkte schlicht überflüssig. Wundern musste man sich über reichlich gesalzene Preise für das Konzert - halten damit die mit den immer gleichen Klassikschmankerln aufwartenden Touristenkonzerte, wie man sie vor allem aus der Prager Szene kennt, Einzug in Dresden? Offenbar ist dies nicht geplant, denn das erste Konzert ist gleichzeitig das einzige in diesem Jahr. Dann allerdings muss man sich fragen, ob das Ensemble nicht zu schnell wieder aus dem Bewusstsein des Publikums verschwunden ist.

Traum LIII

Teil 1 weg. Dazwischen aufgewacht. Echte Szene: Draußen starker, warmer Wind mit vielen Böen, vor einer Kaltfront.

Teil 2: Ich bin auf dem Balkon, der ja komplett aus Holz ist. Sturm. Als erstes fliegen mir Blumentöpfe um die Ohren und alles, was lose auf dem Tisch liegt. Auch das Vogelhäuschen fliegt fort. Ich kann nichts festhalten, versuche es aber auch gar nicht. Als nächstes höre ich Knacken und Sausen. Aus dem Holzgeländer fliegen die ersten Latten heraus, schließlich lösen sich die Aufhängungen, die Geländer lösen sich mit ungeheurem Druck des Windes und stürzen in den Garten. Ich stehe nur noch auf der hölzernen Plattform, die sich nun bedenklich neigt. In der Schräge rutschen der Balkonstuhl, das Blumenregal und der Tisch abwärts. Ich halte mich an der Hauswand irgendwie fest, merke wie ich unter mir den Boden verliere. Nun biegt sich auch der Boden nach unten, löst sich und samt den Säulen und den Balkonen von oben stürzt das ganze Konstrukt in sich zusammen. Ich hänge an der Hauswand und kann mich ins Innere stemmen, betrachte die Trümmer.

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