Montag, 30. November 2009

Adventskalender

Wie jedes Jahr poste ich kurz vor knapp wieder einige Online-Adventskalender, bevorzugt zum Thema Reise&Fliegen:

* Air Berlin
* bei SkyTimer wurde ein Kalender mit schönen Gewinnen gesichtet
* ebenso bei der Welt
* Der Westen bietet ebenfalls einen an.
* EDIT: TuiFly hat seinen nun auch geöffnet
* EDIT: und Germanwings zieht natürlich nach :)
* EDIT: und schließlich der von LTUR

Musikalische Rätsel gibt es auch wieder bei crescendo

Und wer es nicht lassen kann, statt Türchen zu öffnen eben in die Computerglotze zu schauen, der guckt eben den YouTube-Adventskalender ;)

VIEL SPASS !!!

Filigran-fragile Comoedie

Benjamin Schweitzers "Dafne" als szenische Uraufführung in Freiberg

Mut und Offenheit gegenüber zeitgenössischen Künsten bewies, wer am Mittwochabend die Premiere des Mittelsächsischen Theaters in Freiberg besuchte. Denn mit Benjamin Schweitzers "Dafne" stand ein zeitgenössisches Musikwerk auf dem Programm, dessen Realisierung und fragmentarische Spezifik jenseits aller bekannten Genres dem Zuhörer einiges abverlangte. Die Götterversammlung fand nicht in den heiligen Theaterhallen statt, sondern sehr profan und zeitgemäß im Karl-Kegel-Bau der TU Bergakademie Freiberg. Erste Feststellung (auch der Regie): das 2006 in Berlin bereits konzertant vorgestellte Werk des 1973 geborenen Komponisten dauert genau eine halbe Stunde. War es da Not oder Tugend, den Abend mit Erläuterungen, Lesestunde im Hörsaal und Wandeltheater in der Maschinenhalle aufzublähen? Dem gleich neben dem Kassentisch zu Beginn aufgeführten Madrigal "Così morir debb'io" von Heinrich Schütz kam jedenfalls eine Schlüsselfunktion zu. Zum einen als Huldigung an den Sagittarius, dessen eigene Dafne-Musik nicht mehr erhalten ist, zum zweiten aber, und damit setzte Dirigent Jan Michael Horstmann das erste Ausrufezeichen, trifft das Madrigaleske, Filigrane ganz den Kern von Schweitzers Kompositionsweise und bildet somit die Brücke zur Gegenwart.
Denn mit der altbackenen Genreschublade "Oper" kommt man bei diesem Collage-Fragment nicht weit, da nützt auch der putzig inszenierte Tag der offenen Tür auf dem Götterberg Olymp nichts mehr. Mit der Harmlosigkeit des Schäferstücks allein gibt sich Schweitzer nicht zufrieden. Seine Hinzudichtungen, Umstellungen oder Dopplungen sind so behutsam, dass man das Gefühl nicht losbekommt, an dieser Götter-Speise könnte man sich die Finger verbrennen, wenn zuviel Barock, zuviel Oper oder gar zuviel Musik hineinkäme. Sauber trennt er Licht und Schatten des Stoffes, wird als Komponist eher zum Betrachter der Gemengelage und läßt offen, ob das ökologische Nirwana der Dafne als singender Baum eher der Comoedie oder dem Drama zuzuordnen ist. Regisseurin Judica Semler indes kümmerte sich wenig um die Fragilität des Fragmentes, sie beließ die barocken Figuren in ihren Kokons. Lediglich der hervorragend präsente Chor ist bebrillt im Stande, die Szenerie sowohl scharfzustellen, Blindheit vorzutäuschen oder schlicht per Grubenlampe Noten und Text zu lesen. Letzteres ist dem Publikum leider nicht vergönnt, doch gerade die Schweitzersche Behandlung des Originaltextes von Martin Opitz (1597-1639) hätte weitergehendes Verständnis ermöglicht. Uta Simone (Dafne), Susanne Engelhardt (Cupido), Miriam Sabba (Venus) und Guido Kunze (Apollo) bilden ein sängerisch sehr überzeugendes Götterensemble, Christian Weber legte als Ovid etwas zuviel Emphase in seine Erläuterungen. Ein kleines, feines Instrumentalensemble hielt in dieser kurzweiligen "Dafne" die Fäden zusammen und dort spielt sich auch wirkliches Kammertheater ab: Schweitzer entfernt alle künstliche Erzählzeit aus dem Stück (was dem Hörer Anstrengung abnötigt, denn sowohl Liebeswerbung, Verwandlung als auch Tod sind in wenigen Minuten passé) und bietet eine in den Momentaktionen unglaublich variantenreiche Klangpalette feil. Ein überflüssiger Zeitfüller war indes die Darstellung von zeitgenössischen Spieltechniken auf den Instrumenten vor Beginn der Oper, was nur ohne ärgerliche Veralberung des Sujets einigen Sinn gemacht hätte. Der starke Beifall am Schluss zeigte, dass das offene, begeisterte Freiberger Publikum solcherlei bemühtes Beiwerk kaum benötigt - über gutes Essen redet man nicht, man genießt es. So hätte Schweitzers Werk in Freiberg auch durchaus für sich alleine sprechen können, die Zurseitstellung eines kontrastierenden Einakters oder einer Barockoper wäre spannende Aufgabe für die Zukunft.

Weitere Aufführung: Dienstag, 1.12., 19.30 Uhr
http://www.mittelsaechsisches-theater.de/

Novembereske Lied-Romantik

Vesselina Kasarova im Liederabend der Semperoper

Sie hat mit Rossini Welterfolge gefeiert, singt Mozart glasklar und Händel voller Glut. 2008 gab sie ihr Debut als Carmen und zwischen Massenet, Rossini und Händel wechseln ihre derzeitigen Engagements. In Dresden hat sie eine treue Schar von Verehrern, allerdings hätte man Vesselina Kasarova ein rappelvolles Haus zu ihrem Liederabend gewünscht, denn gerade im Semperbau gestaltete die Ausnahme-Sängerin schon einige unvergessliche Opern- und Liederabende. Nicht wirklich erklären kann ich mir auch den recht spärlichen Applaus nach dem 1. Teil ihres Programmes, denn was die bulgarische Mezzosopranistin aus scheinbar hinlänglich bekanntem Liedgut von Johannes Brahms und Robert Schumann machte, war eine Demonstration von Authentizität, Charakter und technischer Brillanz. Wer bei der Kasarova allerdings den Diven-Glanz suchte, die extrovertierte Rampen-Sau gar, der war völlig fehl am Platze. Vesselina Kasarova modelliert, sie sucht einen bestimmten Klang für jede noch so feine Ausdrucksnuance der Lieder. Sehnsucht ist nicht gleich Sehnsucht und ein Verlassen-Werden hat immer eine andere Färbung von Trauer und Endgültigkeit. In der Zeichnung dieser Emotionen sind Brahms und Schumann ungeschlagene Meister und Vesselina Kasarova spürte den Stimmungen mit jeder gesungenen Note nach. Charles Spencer verbreitete am Flügel Vertrauen und Mitgefühl mit einer Anschlagskultur, deren Nuancenreichtum selbst Solo-Pianisten kaum in solch voller Palette entfalten würden. Jeder Einstieg bereitete perfekt die ganze Szenerie vor, jedes Nachspiel wurde zu einem kleinen Gedankenwunder. Novemberesk gelangen Schumanns "Arme Peter"-Gesänge, wie überhaupt der ganze erste Teil von Herbstlaub und Abschieds-Witterung überwuchert zu sein schien. Da war Brahms' "grüne Liebe" gerade mal ein aus einem Guss geformter kurzer Lichtblick. Den stetigen Wechsel zwischen innigster Ausformung und offen herausfahrender Dramatik meisterte Kasarova mühelos. Der "Lerchengesang" von Brahms war das intimste Beispiel einer vorsichtigen Zurückgezogenheit. "Von ewiger Liebe" steigerte sich nach langsamem Beginn in immer neuen Wogen bis zum unumkehrbaren Bekenntnis des Mädchens: "Unsere Liebe muss ewig bestehen". Nach der Pause gab es einen Weltenwandel im Programm und auch in den Interpretationen. Mit der Hinwendung zum russischen Kunstlied betrat die Sängerin völlig andere Gefilde, die sie stimmlich mit mehr Schmelz und damit auch natürlicher Flexibilität in Tempo und Dynamik anging. Hier war weniger die durchaus klassisch "deutsche" Überlegung und bewusste Formung gefragt. Stattdessen beobachtete man freudig, wie sie von Lied zu Lied immer mehr in die großen Bögen hineinsank, sich auch einmal vom schützenden Flügel entfernte und in Peter Tschaikowskys "Ob heller Tag" tosende Leidenschaft entfaltete. All diese Lieder gelangen ihr mit hingebungsvoller Ehrlichkeit, die in den Bann zog. Auch Sergej Rachmaninows Lieder waren wunderbare Entdeckungen, endgültig verfallen durfte man ihrer Stimme natürlich in den zwei bulgarischen Volkslied-Zugaben. Damit war sie zu Hause angekommen und jeden ihrer Zuhörer lud sie wie einen persönlichen Gast ein. Diese Erlebnisse sind selten geworden in der schnellen, lauten Musikwelt.

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