Dienstag, 25. September 2007

Achtsames Miteinander

Orgel und Tanz beim Abschluss des Strehlener Orgelsommers

Es ist eine gute Tradition, dass Eleven der Palucca-Schule Dresden immer wieder einmal die Schulmauern am Basteiplatz verlassen, um sich in der Stadt bei verschiedenen Veranstaltungen auszuprobieren und zu präsentieren. Bei der Mitwirkung in Inszenierungen der Dresdner Theater, in Performances mit anderen Hochschulen ist der Tanz in der Stadt präsent und das Publikum kann sich auch ein Bild von der Ausbildung in der Hochschule machen. Ein sehr beliebtes "Format" in dieser Hinsicht ist die Kombination Orgel und Tanz. So war es eine glückliche Fügung, dass zum Abschluss des Strehlener Orgelsommers in der Christuskirche ein solcher Abend ermöglicht wurde, der musikalisch wie tänzerisch komplett auf Improvisation basierte - an der Schule übrigens ein wichtiges Unterrichtsfach, das nicht nur besondere Ausdrucksfähigkeiten des Körpers schult, sondern im Modernen Tanz unerlässlich ist. Matthias Zeller, seines Zeichens Korrepetitor an der Palucca-Schule improvisierte an der Jehmlich-Orgel, dazu füllten fünf Tänzer den Kirchenraum aus, was von erster vorsichtiger Erkundung bis zur Eroberung des Altarraums und der Gänge und Emporen reichte. Erstaunlich war der große Atem der Aufführung: ohne akustische wie visuelle Pause schufen die Protagonisten ein Spannungsband, das niemals überfrachtet aber auch nicht langweilig wirkte. Denn die fünf Tänzer Matthias Markstein, Teresa Lucia Forstreuter, Maria Nitsche, Andreas Starr und Eila Schwedland sorgten für ein achtsames Miteinander und abwechslungsreiche Momente zwischen Soloimprovisation und verschiedenen Situationen im Duett oder Trio. Spannend war auch, was Zeller mit der Orgel anstellte - ein schier unerschöpflicher Vorrat an harmonischen Wendungen, Themenerfindungen und formales Gespür sorgte dafür, dass sich auf natürliche Weise ein dramaturgischer Faden sponn. Verschiedene Bewegungsformeln kamen den Tänzern dabei entgegen, Zeller wechselte auch immer einmal zwischen homophonen, flächigen Abschnitten und kontrapunktisch dichten Phrasen.
Aus dem Moment entstehende, ursprünglich wirkende Eindrücke waren dies, zudem gestalteten die Tänzer zwischen extremer Dramatik und gut angelegten Ruhepunkten immer wieder eine Polarität, die zum abwechslungsreichen Orgelspiel passte. Kurzum: wer sich auf diese ungewöhnliche Darstellungsform einließ, konnte den Abend mit Gewinn genießen und erlebte entweder den Tanz oder auch die Orgel auf eine neue, interessante Weise.

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