Reifer Brahms-Klang
2. Philharmonisches Konzert der Dresdner Philharmonie
Es ist im Konzert nicht unbedingt leicht, sich einem musikalischen Werk zu nähern, dem schon der Autor des Programmheftes - mit Recht - skeptisch gegenübersteht. Jedoch bedeutete Komponieren in der Sowjetunion, das wissen wir aus den Biografien vieler Komponisten, oft ein Taumeln zwischen heldischer Verklärung und Unverständnis, gar Verstoßung der Person. Unter diesen Umständen wird erst das Zustandekommen des Klavierkonzertes Des-Dur von Aram Chatschaturjan begreiflich. Aus jeder Note spricht ein Ringen um Anerkennung, um musikalische Schönheit und auch "Exaktheit" im Sinne derer, die ein solches Stück kulturpolitisch bewerten würden. Originalität und eine authentisch wirkende Emotionalität ist daher in der Partitur schwer auszumachen, am ehesten findet sich letzteres in den volksmusikhaften, melancholischen Linien der Bassklarinette. Dass das Stück dennoch oft auf den Konzertprogrammen zu finden ist, liegt vor allem an der leicht fasslichen Gesamtanlage, eingängigen Themen und der robusten Orchesterbehandlung. Ähnlich kompakt zeigt sich auch der Solopart. Der französische Pianist Jean-Yves Thibaudet und die Dresdner Philharmonie unter Leitung ihres Chefdirigenten Rafael Frühbeck de Burgos setzten sich engagiert für das Stück ein und man merkte im Verlauf deutlich, dass die Arbeit mit der Partitur von Erfolg gekrönt war: Dirigent und Pianist waren sich einig in der Hervorhebung lyrisch-romantischer Abschnitte; Thibaudet glänzte zudem mit absolut souveräner und virtuoser Beherrschung der Partie. Vor allem nach den überzeugenden Kadenzen hatte man den Eindruck, dass ein französischer Interpret für die Melodielinien eines Armeniers durchaus geeignet sein kann. Einige Schwankungen gab es zwischen Orchester und Solist im 3. Satz, hier war Thibaudet nicht durchgängig der Tempokontrolle mächtig. Eine kleine Zugabe zeigte, wo dieser Pianist sich vollends zu Hause fühlt: so wasserklar und gleichzeitig tief empfunden habe ich selten ein Chopin-Nocturne gehört. Des Chefdirigenten Vorliebe für das sinfonische Werk von Johannes Brahms dürften die Dresdner Konzertbesucher kennen. Spannend ist jedoch festzustellen, wie sich der Brahms-Klang des Orchesters nach etlichen Aufführungen wandelt und fortentwickelt. Zwar zählen die vier Sinfonien immer zum Repertoire und die Musiker wissen, wie die Stücke zu behandeln sind, doch Frühbeck de Burgos läßt in jedem Konzert auswendig dirigierend ein spontanes und doch überlegtes Musikerlebnis entstehen - niemals wiederholt sich eine Brahms-Interpretation und doch ist genau spürbar, dass alle Musiker sich in die gleiche Richtung bewegen, achtsam für den Zusammenklang und den Fortlauf des Werkes sind. Diesmal war hier ein besonders nachdenklich wirkender 2. Satz zu bewundern, auch die Ecksätze strahlten in ihrer Reichhaltigkeit des thematischen Materials. Der Finalsatz war für meinen Geschmack sehr flott musiziert, aber die Vorschrift "con spirito" legitimierte den etwas ungestümen Vorwärtsdrang dennoch. Die Vertrautheit zwischen Orchester und Dirigent ließ insgesamt eine reife Interpretation entstehen, die nichts zu wünschen übrig ließ.
Es ist im Konzert nicht unbedingt leicht, sich einem musikalischen Werk zu nähern, dem schon der Autor des Programmheftes - mit Recht - skeptisch gegenübersteht. Jedoch bedeutete Komponieren in der Sowjetunion, das wissen wir aus den Biografien vieler Komponisten, oft ein Taumeln zwischen heldischer Verklärung und Unverständnis, gar Verstoßung der Person. Unter diesen Umständen wird erst das Zustandekommen des Klavierkonzertes Des-Dur von Aram Chatschaturjan begreiflich. Aus jeder Note spricht ein Ringen um Anerkennung, um musikalische Schönheit und auch "Exaktheit" im Sinne derer, die ein solches Stück kulturpolitisch bewerten würden. Originalität und eine authentisch wirkende Emotionalität ist daher in der Partitur schwer auszumachen, am ehesten findet sich letzteres in den volksmusikhaften, melancholischen Linien der Bassklarinette. Dass das Stück dennoch oft auf den Konzertprogrammen zu finden ist, liegt vor allem an der leicht fasslichen Gesamtanlage, eingängigen Themen und der robusten Orchesterbehandlung. Ähnlich kompakt zeigt sich auch der Solopart. Der französische Pianist Jean-Yves Thibaudet und die Dresdner Philharmonie unter Leitung ihres Chefdirigenten Rafael Frühbeck de Burgos setzten sich engagiert für das Stück ein und man merkte im Verlauf deutlich, dass die Arbeit mit der Partitur von Erfolg gekrönt war: Dirigent und Pianist waren sich einig in der Hervorhebung lyrisch-romantischer Abschnitte; Thibaudet glänzte zudem mit absolut souveräner und virtuoser Beherrschung der Partie. Vor allem nach den überzeugenden Kadenzen hatte man den Eindruck, dass ein französischer Interpret für die Melodielinien eines Armeniers durchaus geeignet sein kann. Einige Schwankungen gab es zwischen Orchester und Solist im 3. Satz, hier war Thibaudet nicht durchgängig der Tempokontrolle mächtig. Eine kleine Zugabe zeigte, wo dieser Pianist sich vollends zu Hause fühlt: so wasserklar und gleichzeitig tief empfunden habe ich selten ein Chopin-Nocturne gehört. Des Chefdirigenten Vorliebe für das sinfonische Werk von Johannes Brahms dürften die Dresdner Konzertbesucher kennen. Spannend ist jedoch festzustellen, wie sich der Brahms-Klang des Orchesters nach etlichen Aufführungen wandelt und fortentwickelt. Zwar zählen die vier Sinfonien immer zum Repertoire und die Musiker wissen, wie die Stücke zu behandeln sind, doch Frühbeck de Burgos läßt in jedem Konzert auswendig dirigierend ein spontanes und doch überlegtes Musikerlebnis entstehen - niemals wiederholt sich eine Brahms-Interpretation und doch ist genau spürbar, dass alle Musiker sich in die gleiche Richtung bewegen, achtsam für den Zusammenklang und den Fortlauf des Werkes sind. Diesmal war hier ein besonders nachdenklich wirkender 2. Satz zu bewundern, auch die Ecksätze strahlten in ihrer Reichhaltigkeit des thematischen Materials. Der Finalsatz war für meinen Geschmack sehr flott musiziert, aber die Vorschrift "con spirito" legitimierte den etwas ungestümen Vorwärtsdrang dennoch. Die Vertrautheit zwischen Orchester und Dirigent ließ insgesamt eine reife Interpretation entstehen, die nichts zu wünschen übrig ließ.
Rezensionen mehrLicht - 15. Dez, 21:44
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