Montag, 1. Dezember 2014

Adventskalender 2014

Es ist ja schon Tradition auf diesem Blog - die kleine Adventskalenderschau am 1. Dezember. Dabei stelle ich einige Links zu online-Adventskalender zusammen, vornehmlich aus dem Kulturbereich, manches aus Dresden. Vielleicht kommen auch noch einige hinzu, die ich erst im Laufe der Tage entdecke.

Als ich mit der Adventskalenderschau startete, hatte ich mich auf Airlines konzentriert, weil es da meist tolle Reisen und andere Preise zu gewinnen gab, leider gibt es bei tui, germanwings & Co. keine Kalender mehr. Daher dehne ich meine Links auf Reise-Seiten allgemein aus und da wird man doch noch fündig:
* hotel.de-Kalender - gleich am ersten Tag gibt es Übernachtungen in Wien zu gewinnen!
* ein schöner Kalender von dfds-seaways
* die bestwestern-Hotels locken mit Gutscheinen
* pünktliche Züge findet man im Kalender der Deutschen Bahn nicht, stattdessen darf man einen vereisten ICE durch eine Winterwelt lotsen und Gewinne abräumen.
* airberlin bietet keinen Kalender an, nur ein Weihnachts-Special an einigen Tagen.
* KLM hat zwar einen schönen Adventskalender, der allerdings bei mir noch nicht funktioniert :(
* das fliegermagazin arbeitet wieder mit dem "Zeitfenster" im Adventskalender. Klickglück gibts also nur selten, ansonsten: "Leider kein Glück."
* opodo hat einen einarmigen Banditen geschaltet und verlost vier große Reisen.
* und einer noch: Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten - ob da Träume wahr werden? Zumindest eine Vergünstigung gibts am ersten Tag.
Süchtig geworden? Hier sind noch mehr Links zu Kalendern zum Thema Reise&Co.

Kultur & Co:
* Semperoper-Adventskalender - um diese nächtliche Uhrzeit noch nicht online, aber es soll Türchen geben... UPDATE: Ja, es gibt Türchen, die sich aber zu den üblichen Bürozeiten öffnen...
* die Dresdner Philharmonie öffnet jeden Mittwoch ein Türchen, es gibt Konzertkarten zu gewinnen. Leider ist zum Zeitpunkt dieses Postings die erste Verlosung schon vorbei, denn bis Sonntag muss man geantwortet haben... Auch hier der Hinweis: Nachts gucken bringt nichts.
* ach guck: auch die Staatsoperette Dresden ist dieses Jahr dabei. Am ersten Tag gibt es gleich mal einen leckeren Christstollen zu gewinnen. UPDATE: Oh, am 3. Dezember gibt es - Tadaa - einen Christstollen!
* der crescendo-Adventskalender
* einen sehr kreativen Kalender (wöchentlich) bietet der rundfunkchor berlin auf seiner facebook-Seite an

Dresden:
* der LOEMUWEIKA - klar, der LOEbtauer MUsikalische WEIhnachtsKAlender. Nix online, dafür Musik im Viertel.
* Advent auch in Laubegast - mit Kalender! (danke an Stephan)
* schon Tradition: Advenster in der Neustadt
* und zum sechsten Mal ist auch im Hechtviertel wieder einiges los beim Hecht-Adventskalender
* im Barockviertel Königstraße gibt es wieder den Adventsgeschichtenkalender mit Lesungen von Dresdner Prominenten.
* online gibt es beim Oberelbemarathon 24x was zu gewinnen - heute gleich einen Freistart für den Marathon 2015. Laufen muss man allerdings selbst ;)

miscellaneous:
* Der Sonntagskrimi-Adventskalender: tolle Preise von Tatort & Polizeiruf!
* Kalender von jetzt.de (u. a. mit einer Reise nach Dresden als Preis :D )
* Kalender von chip.de

Habe ich interessante Kalender vergessen? Bitte ergänzt gerne in den Kommentaren!

Facetten des Todes

MDR-Orchester und Chor im Frauenkirchen-Konzert zum Ewigkeitssonntag

Konzerte in den Novembertagen lehnen sich in Dresden vielfältig dem Kirchenjahreslauf an. So kann man in den eher dunkleren Tagen einer Annäherung oder Auseinandersetzung mit Themen nachkommen, bei denen die Musik eine Brückenfunktion einnimmt und uns auch die Freiheit gibt, die Nähe oder Distanz selbst zu bestimmen. Ein von der Frauenkirche veranstaltetes Konzert zum Ewigkeitssonntag versammelte die Klangkörper des MDR unter der Überschrift "Requiescat in pace" innerhalb der Konzertreihe "Aufbruch und Ewigkeit".

Chor und Sinfonieorchester des MDR unter der Leitung von Chefdirigent Kristjan Järvi hatten sich aber nicht für eine einzelne abendfüllende Requiem-Komposition entschieden, sondern stellten einem 1994 entstandenen, kompakteren Werk dieser Gattung des estnischen Komponisten Erkki-Sven Tüür (geboren 1959) zwei spätromantische Stücke gegenüber, die nicht mit dem liturgischen Text operierten, sondern eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Gestalt des Todes boten. Arnold Böcklins berühmtes Gemälde "Die Toteninsel" gerät durch Sergej Rachmaninows plastische Umsetzung in der gleichnamigen Tondichtung gleichsam in Bewegung.

Kristjan Järvi schuf sowohl in der Einleitung als auch in den am Schluss fast unauffällig aufscheinenden "Dies Irae"-Zitaten am Schluss eine sanft wogende Atmosphäre. In klaren dynamischen Grenzen musizierte er mit dem Orchester die Höhepunkte, so dass die Insel hier weniger den pathetischen Höllenanstrich bekam als vielmehr als phantastische Naturzeichnung wirkte.

Den großen Bariton Sergej Leiferkus, der just an der Semperoper in Leoš Janáčeks "Das schlaue Füchslein" brilliert, mit Modest Mussorgskijs "Liedern und Tänzen des Todes" erleben zu dürfen - das kann man allein schon als besonderes Geschenk betrachten. Leiferkus ging völlig in der Partie auf und fand genau den Gänsehaut verursachenden Tonfall, mit dem der tanzende und singende Tod - unterstützt von Dmitri Schostakowitschs vorsichtig untermalender Instrumentierung - die Menschen umgarnt. Kristjan Järvi begleitete dies so behutsam, dass Leiferkus sich ganz frei entfalten konnte und alle Farben in den Strophen des Zyklus intensivst auskostete.

Mit einem "echten" Requiem war dann nach der Pause ein perspektivischer Wechsel verbunden - statt der künstlerischen Betrachtung stand nun der innere Dialog mit den Worten der Totenmesse im Mittelpunkt. Erkki-Sven Tüürs Ansichten auf dieses Thema sind in einer extrem dem Ausdruck verpflichteten Musiksprache verfasst. Schmerz und Verlorenheit bilden sich in rotierenden Dissonanzen oder Clustern ab, Stärke und Zuversicht der Aussage finden zur Einstimmigkeit oder zu minimal changierenden Klangbildern - in solch einer "sprechenden" Partitur konnte sich Kristjan Järvi sehr zu Hause fühlen und differenziert in der Aufführung selbst quasi "registerziehend" mit Orchester und Chor arbeiten.

Gerade die "einfach" wirkenden Abschnitte sind dabei in der Schwierigkeit der Ausführung nicht zu unterschätzen. Nur in wenigen Teilen, die im Orchester von bewegten Flächen dominiert waren (etwa im "Agnus Dei"), geriet der Chor etwas in den Hintergrund - die Kirchenakustik hilft einem solchen Stück leider nicht zu völliger Transparenz. Doch mit dem Raum ist der stets hervorragend artikulierende MDR-Chor (Einstudierung Bart van Reyn) gut vertraut und auch die beiden Soli wurden aus dem Chor heraus von Antje Moldenhauer-Schrell und Falk Hoffmann versiert vorgetragen. Interessant an Tüürs Werk ist nach dem "Dies Irae" ein weiterer Höhepunkt am Ende des "Domine Jesu" - der Übergang in die anderen Sphären des "Sanctus" gerät hier als Rückschau auf das Chaos der vergangenen Welt. Dies zeigte eindringlich, dass der alte Text der Totenmesse in immer neuen Bildern interpretiert werden kann, das "komponierte Gedenken" auch je nach Anlass und eigener Erfahrung neu und sehr anregend sein kann.

Viel Beifall für Strauss' Kammermusik

Sonaten und Lieder erklangen im 2. Kapell-Kammerabend

Der Nachruhm des Komponisten Richard Strauss gründet sich vornehmlich auf seine Opern und Orchesterwerke - der Kammermusik hat sich Strauss über Jahrzehnte fast gar nicht gewidmet. Sieht man sich den Werkkatalog an, so dürften es pragmatische Gründe für die Vernachlässigung dieses Genres - mit Ausnahme des Liedschaffens - gewesen sein. Während Strauss in seiner Jugend Kammermusik vornehmlich für Familienmitglieder und Freunde komponierte und sich mit diesen Werken auch in Dresden einen Namen machte, gibt es erst wieder im Alterswerk einige wenige Stücke - doch selbst die "Metamorphosen" für 23 Solostreicher bezeichnete er als "Handgelenksübung".

Innerhalb der Richard-Strauss-Tage der Semperoper durfte dennoch ein Kammermusikabend nicht fehlen, denn viele dieser Werke wurden im Tonkünstlerverein der Staatskapelle uraufgeführt und werden bis heute gepflegt. Beim 2. Kammerabend der Staatskapelle konnte man auch weniger bahnbrechende Stücke erleben und quasi in die Wohnstube schauen, wo Strauss zwischen Abendessen und Skat vermutlich seine "Daphne-Etüde" für des Enkels Violinstunde geschrieben hat - selbstverständlich wurden diese paar Notenzeilen ebenso mit Inbrunst vorgetragen wie das "Ständchen" für Violine, Viola, Cello und Klavier, das, im familiären Rahmen aufgeführt, sicher Beifall für den 18jährigen Komponisten eintrug.

Von anderem Kaliber sind da schon seine Sonaten für Cello und Violine - ersteres ein deutlich Johannes Brahms verpflichtetes, auch zuweilen etwas brav und redselig daherkommendes Stück, dem Konzertmeister Norbert Anger gemeinsam mit Gunther Anger am Klavier aber gehörig Temperament einhauchte. Zudem, und das war eine Konstante an diesem Abend, konnte man im Gegensatz zu den oft opulenten Orchesterwerken hier den leisen Tönen nachlauschen, die Strauss ebenso intensiv auskomponierte: der zweite Satz der Cellosonate, der sich in nachdenklicher Manier kaum von der Stelle bewegt, gelang den beiden Interpreten meisterlich.

Solcherlei Zurückhaltung ist auch in der Violinsonate gefordert, die man von der Proportionierung her auch getrost als "Sonate für Klavier mit Violine" bezeichnen könnte. Doch Musiker wie Matthias Wollong (Violine) und Paul Rivinius (Klavier) wissen mit einer solchen mit Läufen und Ornamenten "geschwärzten" Partitur umzugehen: Rivinius bewahrte Wollong mit noblem Anschlag vor dem Untergang im vollgriffigen Klaviersatz, und mit schönem kantablen und stets souverän artikulierendem Spiel befreite Wollong die Sonate sofort von allem Unbill technischer Schwierigkeiten, der ihr nachgesagt wird.

Im Zentrum des Konzertes stand eine Auswahl des Strauss'schen Liedschaffens. Die Sopranistin Camilla Nylund war kurzfristig für die erkrankte Carolina Ullrich eingesprungen und brillierte mit einer schönen Zusammenstellung, quasi einem "Best of" der Klavierlieder. Klug disponierte sie die Höhepunkte, ließ ihren warmen Sopran verströmen und fand in den leisesten Stimmungen etwa in "Befreit" und "Morgen!" auch kongenial mit ihrem Begleiter Jobst Schneiderat zusammen, der die Melodielinien auf den Tasten differenziert aushorchte. Nach dem zuversichtlichen Schluss der "Zueignung" zeigten sich die Zuhörer begeistert - das hohe Niveau des gesamten Abends fand reichlichen Beifall.

Tschechische Sinfonik im Mittelpunkt

Stipendiatenkonzert mit der Philharmonie Teplice in der Musikhochschule

Manchmal wird Dresden gerne an einen wie immer auch zu definierenden "Rand" sortiert. Das mag von den Grenzen des Landes her stimmen, ansonsten sollte man dieser meist hingeworfene Bemerkung deutlich widersprechen, zumal das Überspringen kultureller Grenzen nicht nur in heutigen Zeiten meist mühelos zu vollziehen ist, sondern meistens auch zur Erweiterung und Bereicherung des eigenen Horizonts führt. Am Mittwoch wähnte man sich beim Stipendiatenkonzert der Brücke/Most-Stiftung, die sich genau diesem Kulturaustausch widmet, im Zentrum Europas.

Das im Rahmen der Tschechisch-Deutschen Kulturtage veranstaltete Konzert erhielt durch seine Solisten und Dirigenten aus Tschechien, Japan und Korea zudem internationales Flair. Seit 2011 führt die Stiftung Orchesterkonzerte mit Stipendiaten durch, die Dresdner Musikhochschule darf sich hier der Partnerschaft mit der Nordböhmischen Philharmonie Teplice versichern, die nun schon zum vierten Mal im Konzertsaal der Musikhochschule gastierte. Rektor Ekkehard Klemm zeichnete zu Beginn die koreanische Cellistin Sang Wha Kim mit einem DAAD-Stipendium aus, bevor das tschechisch-französisch geprägte, umfangreiche musikalische Programm startete.

Fünf Solisten, drei Dirigenten und insgesamt elf Kompositionen erforderten von den Musikern viel Aufmerksamkeit, was angesichts kleiner Piècen von Camille Saint-Saëns oder Antonín Dvořák zwar gut gelang, aber eben auch trotz guter Darbietung beim Zuhörer sehr leichtgefügt durchs Ohr rauschte - außer einem schönen Geigenklang, den Lenka Matejáková sofort ihrem Instrument entlockte, bietet Dvořáks Romanze eben nicht viel Tiefgang. Stilistisch etwas einsam im Programmzusammenhang wirkte auch das Altposaunenkonzert von Georg Christoph Wagenseil, das Klemm vom Cembalo aus leitete und das Michal Cerný mit warmtimbriertem Klang der Soloposaune ausstattete. Kristýna Landová (Querflöte) widmete sich drei kurzen Kompositionen von Saint-Saëns, die sich auf diese Weise fast zu einem Konzert fügten. Hier wie auch in manchen anderen Werken des Abends war bei den Solisten und den beiden jungen Dirigenten (Yukari Saito und Manyou Choi) eine leichte Nervosität zu beobachten, die zu einem vorsichtigen, abgesicherten Spiel führte.

Daher erhielten etwa Bedřich Smetanas Tondichtungen "Vyšehrad" und "Aus Böhmens Hain und Flur" aus dem Zyklus "Mein Vaterland" eine ziemlich geradlinige Interpretation, erst bei der berühmten "Moldau" spielten sich die Musiker mit dem Dirigenten frei. Gleich zu Beginn musste man sich über unscharfe Konturen in der Ouvertüre zur Oper "Die verkaufte Braut" wundern - obwohl Yukari Saito sich vom Pult aus mit recht klarer Gestik artikulierte, fehlte dem Stück vor allem die rhythmische Spannung. Im Orchester wechselten sich tolle Klangmomente mit Unstimmigkeiten doch zu oft ab, sodass ein insgesamt nicht ganz überzeugendes Bild entstand. Beispielsweise war die Begleitung der beiden hervorragenden Solisten Jana Kubíková (Querflöte) und Petr Kubík (Klarinette) in Saint-Saëns "Tarantella" sehr einfühlsam gelungen, doch mit der Akustik im Konzertsaal kam nicht nur der überartikulierende Harfenist in "Vyšehrad" nicht gut zurecht, dessen bis in den Rang hörbare Nachstimmaktion des Instrumentes in seinen Pausentakten ebenfalls keinen guten Eindruck machte.

Vielleicht hat hier die Masse des zu Präsentierenden und der stetige Wechsel von Solisten und Dirigenten die Intensität des Konzertes etwas gemindert. Im vollbesetzten Konzertsaal war viel Dankbarkeit für die kulturelle Begegnung mit Tschechien zu spüren. Ganz klar zu unterstützen ist die Initiative, mit der Musik unserer Nachbarn in jungen, frischen Interpretationen Grenzen gar nicht erst entstehen zu lassen.

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