Montag, 27. April 2009

Lieber FC Bayern München

ihr habt leider den Falschen rausgeworfen.

Ach, was red ich... ;)

Leidenschaften pur

Ragna Schirmer in der Villa Teresa

Es war ein besonderer Feiertag, den die Besucher des Klavierrecitals in der Villa Teresa in Coswig begingen. Der Karfreitag fiel nämlich zusammen mit dem 145. Geburtstag von Eugen d'Albert, der bekanntermaßen 1891-95 Hausherr der Villa Teresa war. Das Geburtstagsständchen war hochkarätig, wenngleich es ohne die Musik des Jubilars auskam.
Die renommierte Pianistin Ragna Schirmer war zu Gast in der Villa und hatte ein sehr interessantes Programm mitgebracht. Eine spannungsreiche Dramaturgie ist für Schirmers Klavierabende immer selbstverständlich und so konnten sich die Zuhörer nicht nur an ihrem brillanten Spiel erfreuen, sondern auch über eine gekonnte Einführung. Dies ist hier unbedingt zu würdigen, da sicherlich nicht jeder Interpret die Lockerheit besitzt, zwischen den unter interpretatorischer Hochspannung gespielten Stücken dem Publikum zusätzlich biografische und kompositorische Anmerkungen frei vorzutragen. Dass kein d'Albert-Werk erklang, war zu verschmerzen, denn Ragna Schirmers Programm konzentrierte sich auf das Musiker-Ehepaar Clara und Robert Schumann. Man konnte Parallelen, aber auch einige Unterschiede im biografischen Vergleich zu der nur kurz währenden Liaison von Eugen d'Albert und Teresa Carreño erkennen, die Einblicke in die künstlerischen Biografien der Schumanns gelangen intensiv. Ragna Schirmer stellte im Verlauf des Programms gut heraus, wie sich Robert und Clara künstlerisch gegenseitig befruchtet haben. Immer wieder zitieren sich beide in ihren Werken, widmen sich ganze Stücke, variieren die Themen des anderen. Ein wenig männlicher Stolz mag da schon aufscheinen, wenn zu Beginn der großen Liebe Robert Schumann in den Improptus Opus 5 ein ganzes Füllhorn an kompositorischen Ideen über ein unscheinbares Thema von Clara ausgießt. Nach schwungvollem Beginn mit dem 2. Scherzo von Clara Schumann spielte Ragna Schirma dieses Stück mit achtsamer Ausgestaltung und vermied nicht, die kraftvollen Phasen auch ebenso glutvoll nachzuempfinden. Anders dagegen die Variationen fis-Moll von Clara über ein Thema von Robert: dem Ehemann 1853 zum Geburtstag als "schwacher Wieder-Versuch" gewidmet hört man in diesem Werk deutlich düsterere Töne heraus, von jugendlicher Unbekümmertheit ist in diesem Werk keine Spur mehr zu finden. Schirmer fand hier besonders am Schluss des Werkes einen bezaubernden Ton und kontrastierte so die frühere donnernde Oktav-Variation: weibliche Leidenschaften pur, von der Komponistin zur Interpretin weitergetragen. Virtuos gesteigert wurde dieser Beitrag durch die Novelette D-Dur von Robert Schumann, die den ersten Teil beschloss. Mit den "Papillons" Opus 2 folgte ein frühes zyklisches Meisterwerk des jungen Klavierkomponisten Robert Schumann. Das üppige Bilderbuch gelang Ragna Schirmer plastisch, ab und an geriet ihr forte-Spiel etwas zu kantig, aber die immer folgende Entspannung im Lyrismus beruhigte die Wogen dann wieder. Konsequent und erkenntnisreich war auch ihre Programmänderung am Ende des Recitals: Johannes Brahms durfte in diesem romantischen Netzwerk nicht fehlen, zumal er in den letzten Lebensjahren Robert Schumanns mit Clara bekannt wurde und fortan eine enge Verbindung pflegte. Die beiden Rhapsodien Opus 79 gerieten samt den Chopin-Zugaben zum Höhepunkt des Abends, Schirmer hatte sich hier vollends den Stücken hingegeben und zeigte eine temperamentvolle Steigerung zum Schluss hin. Mit großem Applaus dankte die große Zuhörerschar der sympathischen Pianistin, die ein intelligentes Programm mit höchst niveauvollen Interpretationen zu verbinden wusste.

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