Mittwoch, 5. November 2014

Traum LXXXIX und XC

1. ich fahre Hochbahn in Köln.
2. ich dirigiere ein Orchesterkonzert, vor mir ist ein Werk von Zelenka, dass jemand anders dirigiert, es artet aber mehr in eine Probe aus, weil der Dirigent abbricht und den Solotenor der Schreierei bezichtigt. Danach bin ich dran und dirigiere die Drei Orchesterstücke, Opus 6 von Alban Berg. Abgesprochen ist, dass ich nach etwa zwei Dritteln des ersten Stücks abbreche und S., ein anderer Dirigent, einen kurzen Vortrag hält, er meint zu mir er könne das erste Stück dann auch zu Ende dirigieren, danach kann ich ja für die anderen beiden Stücke wieder übernehmen. So geschieht es, der Traum verschwimmt in einigen Passagen des 2. und 3. Stücks.
Ein anderer Traum übernimmt etwas später: ich sitze in einem Konferenzraum mit mehreren mir unbekannten Komponisten, jeder stellt ein eigenes Stück vor, die anderen jungen Komponisten präsentieren "typische" zeitgenössische Musik, die mir schon zum Hals heraushängt. Einer der Komponisten stürzt sofort zur Tafel, um seine Strukturen zu erklären, ich frage aber erstmal in die Runde, ob für solcherart Wortbeiträge überhaupt noch Zeit ist - ja, leider. Nachdem der Komponist sein Stück vorgestellt hat, wird mein eigenes Stück von einem anderen auseinandergenommen. Ich wehre mich mit ziemlich scharfen Worten, bin aber gleichzeitig recht überzeugt, dass ich mit dieser Runde (in der zwischendurch auch laut Kinder spielen und hin und herrennen, eine Spielplatzszene mischt sich in den Raum) nichts anfangen kann und distanziere mich daher recht selbstbewusst.

Ukrainisches durch die Tschaikowsky-Brille

3. Sinfoniekonzert der Elblandphilharmonie Sachsen

Nur auf den ersten Blick hätte das Motto des 3. Sinfoniekonzertes der Elblandphilharmonie Sachsen Irritierung verursachen können, denn gemeinhin verbindet man mit Peter Tschaikowsky Orte wie St. Petersburg oder Moskau und ordnet ihn schlicht der "russischen Musik" zu, was allerdings bei vielen Komponisten östlicher Provenienz des 19. und 20. Jahrhunderts eine die genaue Herkunft und Biografie vernebelnde Kategorisierung ist. Das Motto hieß jedoch "Ukraine" - damit wurde ein musikgeschichtlich interessantes Kapitel aufgeschlagen, zog sich Tschaikowsky doch im Sommer regelmäßig in die Künstlerkolonie Kamjanka - im Südosten der heutigen Ukraine gelegen - zum Komponieren zurück.

Jedoch war das gesamte Programm Peter Tschaikowsky gewidmet, damit konnte vom Motto her kein direkter Faden zur Gegenwart gezogen werden, und der Blick auf die Ukraine geschah an diesem Abend lediglich durch die sinfonische Tschaikowsky-Brille. Wohl aber geriet man ins Nachdenken über das musikalische Kulturgut, an dem Tschaikowsky etwa mit der Verwendung ukrainischer Volksmelodien einen Anteil hatte. In diesem Kontext etwas unglücklich schien die Programmierung des "Slawischen Marsches" Opus 31 zu Beginn des Konzertes - handelt es sich dabei doch um ein offen kriegssympathisierendes Stück, das Tschaikowsky für eine Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten verwundeter Serben im serbisch-osmanischen Krieg komponierte. Ob das Marschgetöse im Publikum einen faden Beigeschmack hinterließ, bleibt fraglich. Eher schien große Zustimmung für die volltönende Darbietung zu herrschen, Dirigent Jan Michael Horstmann hatte das Orchester auch optimal vorbereitet, der Altarraum der Lutherkirche Radebeul sorgte zudem für saftige Verstärkung im Tutti.

In ruhigere Gefilde ging es mit den beiden konzertanten Werken, dem "Andante Cantabile" aus dem ersten Streichquartett und den bekannten "Rokoko Variationen". Hier setzte sich das Motto auch bei der Interpretin fort: sicher kann man der aus Kiew stammenden Cellistin Anna Nuzha keinen "ukrainischen Ton" andichten, doch gerade die Wärme und leidenschaftliche Intensität der kantablen Passagen in der für leiseste Nuancen des Solocellos dankbaren Akustik ließen die Interpretation vorzüglich, in gewisser Weise eben auf natürliche Weise heimatverbunden erscheinen. Jan Michael Horstmann hatte mit dem Orchester keinerlei Probleme, Anna Nuzha gut zu folgen und das Orchester auf die kleine Variationenreise mitzunehmen. Die Cellistin bedankte sich für den herzlichen Applaus mit einer intimen "Improvisation" von Oleksandr Znosko-Borovsky (1908-83), einem hierzulande gänzlich unbekannten ukrainischen Komponisten.

Als "Kleinrussland" wurde im russischen Kaiserreich die Ukraine bis ins späte 19. Jahrhundert bezeichnet und der Name hat sich in Tschaikowskys Untertitel der 2. Sinfonie erhalten - es ist ein sehr freundliches, melodienseliges und zuweilen dramatisch herausfahrendes Stück, das auch den Applaus der als "Mächtiges Häuflein" bekannten Komponistenkollegen Balakirew und Mussorgskij hervorrief. Jan Michael Horstmann und die Elblandphilharmonie Sachsen kümmerten sich mit großer Genauigkeit, aber auch gehörigem Schwung um das Werk - das gelang in dieser Lesart in allen vier Sätzen sehr überzeugend.

In den Strudel der Musik gezogen

Hochschulsinfonieorchester Dresden in der Semperoper-Matinee

Vermutlich ist es zuviel verlangt und dennoch muss der Wunsch geäußert werden angesichts einer umwerfenden Hörerfahrung im Konzert der Musikhochschule Dresden: In unserer reichhaltigen Kultur erliegen wir zu oft einem Kanon, der uns unwidersprochen präsentiert wird - da zählen Quote und Wiederholung des Genehmen, Bekannten mehr als die Neugier und das Experiment. Auf diese Weise werden aber ständig wichtige Kunstwerke einfach unter den Teppich gekehrt, bleibt der Mut und der Wille zur Auseinandersetzung Mangelware: Uraufführung genügt, Pflicht vollbracht.

Diese Gedanken müssen einem beim Hören der 3. Sinfonie von Wilfried Krätzschmar kommen, denn dieses Werk erlebte am Sonntag, 22 Jahre nach der Uraufführung in Berlin,seine fällige Dresdner Erstaufführung, den 70. Geburtstag seines Schöpfers würdigend. Es ist keine Übertreibung zu konstatieren, dass diese Komposition in ihrer Wucht und Vehemenz der Aussage längst einmal und wiederholt zu Gehör hätte gebracht werden müssen. Nicht nur bricht Wilfried Krätzschmar die Traditionen der Sinfonie hier erfrischend auf und deutet sie neu, er zieht den ganzen Ballast einer Musikerfahrung einer erdrückenden wie volltönenden Musikhistorie auch noch im Stück mit - das hat maximal Vorbilder in der ebenso handstreichartigen Musik eines Alfred Schnittke oder Bernd Alois Zimmermann.

Der Strudel indes ist nötig, um neue Türen zu öffnen: hier sind es Adagio-Ideen, die sich in aller Ruhe ihren Weg bahnen, ist es ein verstimmtes Klavier, das einen modernen Leiermann in seiner ganzen Einsamkeit mimt. Und das Ganze hervorragend gespielt von Musikstudenten, die Krätzschmar, dem früheren Rektor der Hochschule, auf diesem fast musiktheatralischen Weg mit Hingabe folgen. Ekkehard Klemm ist die Wiedererweckung des Werkes zu danken, das viel Nachdenklichkeit hinterließ. Zuvor hatte Klemm als amtierender Rektor sowohl den neuen Hochschulrat berufen als auch zwei Professuren - an Christiane Bach-Röhr (Gesang) und Hendrik Gläßer (Schlagzeug) verliehen. Kontrastreich ging es nach der Krätzschmaraufführung weiter - Béla Bartóks Violakonzert ist ein verklärtes Spätwerk, bei dem viel Sinn für Zwischentöne entstehen muss. Es war bei der Solistin Hui Ma (Klasse Pauline Sachse) zwar in technisch versierten Händen, dennoch war die Interpretation nicht durchweg befriedigend - einige Unsicherheiten der Solistin waren ebenso zu beobachten wie eine nicht intensiv genug gestaltete Faktur der drei Sätze.

In puncto Intensität und vor allem Spielfreude gab es aber nach der Pause jede Menge Erfreuliches zu berichten: dass Franz Schuberts "Große" Sinfonie eigentlich genug Material für mehrere Sinfonien bietet und genüsslich die Formen nicht nur exerziert sondern auch beständig hinterfragt, machte Klemm mit seinem Hochschulorchester in einer lebendigen, pointierten Lesart deutlich. Bläser und Streicher gingen da begeistert mit und motivierten sich auch gegenseitig zu einer Höchstleistung, die sowohl harte Arbeit einschloss als auch jede Menge musikalischen Genuss beim Spielen, der sicht- und hörbar wurde.

Brahms als Urerfahrung

Krystian Zimerman gastierte bei im Sinfoniekonzert der Staatskapelle

Die Vorfreude auf das 3. Sinfoniekonzert der Staatskapelle Dresden war kaum zu fokussieren - man war extrem gespannt auf die Begegnung mit dem großen Pianisten Krystian Zimerman, der vor 30 Jahren das letzte Mal in Dresden auftrat - da hatte er kurz zuvor den Chopin-Wettbewerb in Warschau gewonnen. Gespannt war man auch auf den ehemaligen Chefdirigenten der Staatskapelle, Herbert Blomstedt, der mit regelmäßigen Konzerten in Dresden dem Orchester die Treue hält. Dabei beschränkt sich der 87-jährige keinesfalls auf ein enges Repertoire; dieses Mal beschenkte er die Dresdner mit einem Werk eines schwedischen Landsmanns - der 2. Sinfonie g-Moll von Wilhelm Stenhammar.

Denken wir an nordische Musik, so haben wir sofort die Namen Grieg, Sibelius und Nielsen im Sinn, leider kümmern sich nur wenige Orchester außerhalb Skandinaviens um die reichhaltige Musik neben diesen Lichtgestalten. Die Aufführung der gewichtigen Sinfonie des Spätromantikers Stenhammar war jedenfalls ein gutes Plädoyer. Im Stück lassen sich etliche Verbindungslinien zu Kontinentaleuropa und verschiedenen romantischen Schulen ziehen. Man würde Stenhammar allerdings unrecht tun, ihn zu stark damit zu konnotieren - die eigene Handschrift kam in der Interpretation durch Blomstedt sehr gut heraus und manifestierte sich vor allem in vielen ungewöhnlichen Formverläufen, eigener Instrumentation und manchen naiv anmutenden Themengestalten, die aber ihren Ursprung im schwedischen Volkslied und in geistlichen Gesängen haben. Auch die strenge, akademische Seite arbeitete das Orchester im Finale heraus, wobei man trotz Blomstedts höchst kundiger Leitung nicht das Gefühl bestreiten konnte, dass hier sinfonisches Neuland betreten wurde - die sofortige Lockerheit aus Erfahrung trat natürlich im Spielton nicht immer ein.

Nach dieser Neuentdeckung ging es in bekannte Gefilde zurück - an der Qualität von Johannes Brahms 1. Klavierkonzert d-Moll zweifelte wohl der Komponist selbst am meisten, heute ist es ein gewichtiges, dankbares Werk für alle Pianisten und Orchester. Krystian Zimerman sog schon im Vorspiel die Energie aus dem Orchester auf und gestaltete dann ein Musikerlebnis, dass man so leicht nicht vergessen wird. Grund dafür war sein Charisma, das von großem Ernst und Anspruch an das Werk bestimmt war und sich sofort dem Publikum mitteilte, dass fortan in den Bann gezogen wurde. Schwerlich lassen sich Worte finden, die Anschlagskultur, Phrasengestaltung und Übersicht über das gesamte Werk beschreiben - das wohl Geniale der Klavierkunst Zimermans manifestiert sich nicht in ausgestellter Perfektion, sondern in einer unglaublich energiereichen Selbstsicherheit, die Brahms Noten zu einer Urerfahrung werden ließ. Damit wurde auch Kategorien wie Geschmack oder Gefallen hinfällig, denn man geriet ins Staunen und folgte Zimerman willig auf dieser Reise durch die Schluchten dieses Klavierkonzertes, fühlte gar selbst die Sicherheit beim Hören, die der Pianist in jeder Phrase ausstrahlte.

So an die Hand genommen, konnte man die lyrischen Verästelungen des zweiten Satzes als auch Zimermans Temperament und Unerbittlichkeit in den Ecksätzen intensiv erleben, wobei Zimerman immer Maß und Überlegung, ja fast sogar eine edle Überlegenheit walten ließ. Herbert Blomstedt und die Staatskapelle verinnerlichten Zimermans Intentionen und konnten daher weit mehr als eine Begleitung verkörpern. Während man sich im ersten Satz in den Ausschlägen der Emotionen noch etwas abtastete, gelangen die anderen beiden Sätze im Dialogisieren außerordentlich gut. Eine Zugabe gab Krystian Zimerman nicht, es wäre in diesem Fall auch eine merkwürdige Überhöhung des Glücks gewesen, das am Ende auf der Bühne wie im Auditorium fühlbar war - es war alles gesagt.
(27.10.)

Katz und Maus mit neuen Instrumenten

Katz und Maus mit neuen Instrumenten
Kontraforte, Lupophon und eine Musikfabrik-Performance in Hellerau

Neue Instrumente und ihre Klangwelten standen vor allem am Dienstag und Mittwoch in Konzerten beim "Tonlagen"-Festival in Hellerau im Mittelpunkt. Darüber hinaus tönt aber das ganze Festspielhaus mit Instrumenten-Installationen etwa von Jan Heinke oder Hans van Koolwijk.
Dabei spielen nicht nur Kunstobjekte ein Rolle, sondern es wurden auch Instrumente vorgestellt, die im klassischen Musikleben ganz normal integriert werden sollen. So etwa Lupophon und Kontraforte, beides Instrumente, die ihre Familie im tiefen Klangregister ergänzen: das Lupophon ist eine sonore, warm klingende Bassoboe, das Kontraforte eine Weiterentwicklung des Kontrafagotts. Beide Instrumente wurden vom Instrumentenbauer Wolf in Kronach in enger Zusammenarbeit mit Musikern gebaut - das Kontraforte findet schon Eingang in die Sinfonieorchester, während das Lupophon eher in Spezialensembles für Neue Musik zu finden ist, hier sind auch die Komponisten gefragt, solche Oboenbasspartien als Klangfarbe zu verwenden.

Insofern war das Konzert am Dienstag in Kooperation mit dem Sächsischen Musikbund mit Élise Jacoberger (Kontraforte) und Martin Bliggenstorfer (Lupophon) nicht nur eine schöne Gelegenheit für die Zuhörer, die "neuen Tiefklänge" einmal im Kammermusikkonzert zu entdecken, sondern gleich acht junge Komponisten der hiesigen Hochschulen durften sich damit schöpferisch beschäftigen. Weil deswegen nur recht kurze Stücke heraussprangen, sich der Komponist also nicht nur am neuen Instrument, sondern auch an der schwierigen Form der Miniatur oder Studie abarbeiten musste, blieben manche der Kompositionen beinahe schon im Ansatz stecken. Interessanterweise erfahren die neuen Instrumente ja keine jahrhundertelange, behutsame Erweiterung der Spieltechniken, sondern die zeitgenössischen Komponisten stürzten sich sogleich auf Geräusch-, Luft- und Spektralklänge. Am Ende kam so eher ein klingender Katalog heraus. Nur wenige Komponisten wie Ji Youn Doo oder Faida Chafta-Douka spielten wirklich mit Ton-Artikulationen oder verfolgten eine einmal gefundene Idee konsequent weiter, wie etwa Jacques Zafra mit seinen saftigen Spektralklängen in "Übergestern". Tobias Eduard Schicks Versuch einer Evolution der Klänge zu Beginn war zwar eine überzeugende Idee, das versuchten dann aber zu viele der folgenden Komponisten ebenfalls. Unbedingt zu loben ist die Intensität und Sorgfalt, mit der beide Musiker sich den neuen Stücken widmeten und fast schon liebevoll die Multiphonics und Schwebeklänge untersuchten. Erfreulich ist ebenfalls zu vermelden, dass sich für diese neuen Klänge ein großes, das Ganze aufmerksam verfolgendes Publikum einfand.

Das war auch am Mittwoch der Fall, wo allerdings der Bekanntheitsgrad des Ensembles Musikfabrik in Verbindung mit der Thematik von Comic und Film für Zuspruch gesorgt haben dürfte. Auch Katzenliebhaber dürften sich wohlgefühlt haben in der einzigartigen Performance - ging es doch um "Krazy Kat" - den legendären Comic des Amerikaners George Herriman, der in 3000 Variationen zwischen 1913 und 1944 die Geschichten der in den Mäuserich Ignatz verliebten Katze zeichnete - als Amorpfeil diente immer ein nach der Katze geworfener Stein. Das klingt nach einre simplen Story, doch Herriman stattete den Comic mit anarchischen und surrealen Elementen aus; Hintergrundsetting und Sprechblasen künden von einem experimentellen, avantgardistischen Zugang. In einer Filmdoku bekamen die Zuhörer zunächst die Geschichte des Comics und seines Schöpfers erzählt, dann ging es in den großen Saal des Festspielhauses, wo die Musikfabrik ein Gesamtkunstwerk als Tribut an "Krazy Kat" schuf.

Der englische Trickfilmkünstler Paul Barritt kreierte aus dem Comic elf neue Animationsfilme, ein Bühnenbild verband sich märchenhaft mit Ensemble und Leinwand und die Musiker waren singend, spielend und szenisch in die Geschichten eingebunden. Dafür eignete sich auch die Integration der Musik und der Instrumente des amerikanischen Klangtüftlers Harry Partch ideal - Schlagzeuger Matthias Meixner hatte für ein eigenes Partch-Projekt der Musikfabrik die großdimensionierten, faszinierenden Instrumente (etwa eine Bassmarimba, Flaschengongs oder "stehende Gitarren") nachgebaut - sie kamen jüngst beim Edinburgh Festival erstmalig zum Einsatz. Für die Hellerauer Performance wurden Partchs "Eleven Intrusions" integriert, elf Miniaturen für Stimme und - außergewöhnlich klingende - Instrumente, in der Indianermusiken, griechische Skalen und vor allem fremd und neuartig anmutende Klangfarben zu hören waren, die man nur assoziativ etwa mit dem asiatischen Raum aufgrund ihres Obertonspektrums zu verbinden mag. David Lang und Oscar Bettison steuerten weitere Kompositionen ("Hammerspace" bzw. "Animate Objects") zu dem Krazy-Kat-Erlebnis bei, ersterer mit minimalistischen, meist instrumental kammermusikalisch besetzten Klangbildern, letzterer mit das Stück umrahmenden, flächig-volltönenden Kompositionen, die sich wunderbar mit dem sich in geometrisch-fraktale Bilder auflösenden Comic verbanden. In der filmischen Umsetzung gab es eine neue Dimension: weniger waren da lustige kurze Strips zu sehen als vielmehr Katzen und Mäuse, die nach der Weltherrschaft griffen und am Ende sogar auf dem elektrischen Stuhl gerichtet wurden - damit wurden die Cartoons mit aktuellen Botschaften und Gesellschaftskritik aufgeladen, was allerdings gerade auf der visuellen Ebene zu stark inszeniert war.

Trotzdem ergaben alle Elemente ein großes Ganzes, man konnte zwischen Schauen, Hören, Staunen und Reflektieren perfekt hin und her "switchen" - am Ende stand auch die Erkenntnis, dass nicht eine Wiedererweckung oder Kopie der Herriman-Kunst erreicht werden sollte, sondern eine sinnlich-phantasievolle Neuschöpfung, die von ihren Erfindern vor allem musikalisch sehr eindrucksvoll umgesetzt wurde.
(23.10.)

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